Wie wichtig ist Taurin für ein gesundes Älterwerden?
Vorkommen in der Nahrung und im Stoffwechsel
Taurin ist eine schwefelhaltige Verbindung (Aminosulfonsäure). Sie ist im Unterschied zu anderen schwefelhaltigen Verbindungen wie Methionin oder Cystein geruchs- und geschmacksneutral.
In der täglichen Ernährung kommt Taurin insbesondere in tierischen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch oder Muscheln vor. Taurin kann aber auch endogen – vor allem in der Leber – über den von Vitamin-B6-abhängigen Abbau von Cystein gebildet werden. Im Stoffwechsel findet man Taurin vor allem im Hirn, im Herz, in den Skelettmuskeln und in der Retina.1, 2
Welches sind die Risikogruppen für einen ungenügenden Taurinstatus im Erwachsenenalter?
Die Taurinspiegel können mit zunehmendem Alter um bis zu 80 % sinken.1, 3 Bei älteren Menschen scheint die endogene Taurinsynthese nicht mehr gleich quantitativ abzulaufen. Daneben können bei Senioren auch veränderte Essensgewohnheiten hinzukommen. Da tierische Nahrungsmittel für den menschlichen Körper eine wichtige Zufuhrquelle bilden, zeigen auch Personen mit einer vegetarischen oder veganen Ernährungsweise vergleichsweise eher niedrige Taurinspiegel.
Die wichtigsten Funktionen von Taurin beim Menschen
Taurin besitzt im menschlichen Stoffwechsel folgenden Eigenschaften:2
- antioxidativ
- entzündungshemmend
- trägt zur normalen Mitochondrienfunktion und somit zur Energiegewinnung bei
- Schutz und Stabilisierung der Mitochondrienmembran
- schützt vor Ca2+-Überladung in der mitochondrialen Zelle
- reduziert Apoptose (Zelltod)
- Modulation der inhibitorischen Neurotransmitter GABA und Glycin
- fördert die Konjugation der Gallensäuren, erhöhte Cholesterin-Ausscheidung
- schützende Eigenschaften gegenüber chronisch-toxischen Metallbelastungen
Sind ausreichend hohe Taurinspiegel wichtig für ein gesundes Älterwerden?
Das altersabhängige Absinken des Taurinspiegels scheint zahlreiche Prozesse und Parameter, die in der Altersforschung von Bedeutung sind, negativ zu beeinflussen:1, 3
- zelluläre Seneszenz
- interzelluläre Kommunikation
- Telomer-Verkürzung
- epigenetische Veränderungen
- Genom-Instabilität
- Entleerung des Stammzellenpools
- Verlust der Proteostase (zunehmend beschädigte und fehlgefaltete Proteine)
- entzündliche und oxidative Prozesse
- mitochondriale Dysfunktion
- Sirtuin-Aktivität (SIRT1)
Eine lebensverlängernde Wirkung durch eine Tauringabe konnte bisher jedoch lediglich bei Tieren (Mäuse) gezeigt werden.
Wann kann Taurin als begleitendes Supplement sinnvoll sein?
Die begleitende Supplementierung von Taurin kann bei den folgenden Themen in Erwägung gezogen werden:
|
Dosierung, täglich |
Dauer |
Kommentar |
Literatur |
Kompensation der im Alter nachlassenden Eigensynthese; bei vegetarischer bzw. veganer Ernährung |
0.5–1.5 g |
|
· ergänzend, regelmässig |
1, 3 |
Sport |
1–6 g |
Einzeldosis |
· minimaler Effekt auf die Ausdauerleistung |
4 |
Metabolisches Syndrom |
0.5–6 g |
5–365 Tage |
· Blutdruck: –3.9 (s)/–1.5 (d) mmHg · Nüchternglukose: –0.33 mmol/l · Triglyceride (Plasma): –18.315 mg/dl · kein Effekt: HDL, Körpergewicht |
5 |
Mitochondriale Dysfunktionen |
1.5 g |
2 Wochen |
· Herzinsuffizienz (Verbesserung der Leistungskapazität) · Energielosigkeit, Fatigue |
6, 7 |
Schwermetalle, chron. Belastungen |
1–2 g |
Monate, langfristig |
· der im Taurinmolekül enthaltene organisch gebundene Schwefel kann Schwermetalle komplex binden · moduliert als Antioxidans den durch Schwermetalle verursachten oxidativen Stress |
8 |
Fazit
Für erwachsene Personen gehört Taurin zu den nicht lebensnotwendigen Nährstoffen. Es ist jedoch zu beachten, dass mit zunehmendem Alter die körpereigene Taurinsynthese nachlässt. Unter dem Einfluss von weiteren Faktoren (z. B. veränderte Ernährungsgewohnheiten) steht dann Taurin nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung. Taurin besitzt zahlreiche – auch für den Alterungsprozess – wichtige Stoffwechseleigenschaften. Daher sollte bei älteren Menschen, aber auch bei vegetarischer oder veganer Ernährungsweise, auf eine supportive Taurinsupplementierung hingewiesen werden. Damit soll ein guter Taurinstatus trotz nachlassender Eigenproduktion bzw. Zufuhr gewährleistet werden.
Literatur
1. Santulli G et al. Functional role of taurine in aging and cardiovascular health: an updated overview. Nutrients. 2023;15(19):4236.
2. Schaffer S et al. Effects and mechanisms of taurine as a therapeutic agent. Biomol Ther. 2018;26(3):225.
3. Singh P et al. Taurine deficiency as a driver of aging. Science. 2023;380(6649):eabn9257.
4. Waldron M et al. The effects of an oral taurine dose and supplementation period on endurance exercise performance in humans: a meta-analysis. Sports Med. 2018;48:1247-1253.
5. Tzang CC et al. Taurine reduces the risk for metabolic syndrome: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Nutr Diabetes. 2024;14(1):29.
6. Beyranvand MR et al. Effect of taurine supplementation on exercise capacity of patients with heart failure. Journal Cardiol. 2011;57(3):333-337.
7. Jong CJ et al. The role of taurine in mitochondria health: more than just an antioxidant. Molecules. 2021;26(16):4913.
8. Colovic MB et al. Sulphur-containing amino acids: protective role against free radicals and heavy metals. Curr Med Chem. 2018;25(3):324-335.