Einige Studien meinen, es seien 1'800 – 4'000 IE Vitamin D pro Tag notwendig, um einen optimalen Vitamin-D-Serumspiegel (25(OH)D3) von 75-100 nmol/L zu erreichen. [1] [2] Dadurch würde die endogene Synthese noch mehr an Bedeutung gewinnen.
Die Fähigkeit der Haut, mit Hilfe von UV-B-Strahlen des Sonnenlichts Vitamin D zu synthetisieren, nimmt mit dem Alter ab. Daten aus der deutschlandweiten DEGS1-Studie zeigen, dass rund 90% der Personen im Alter von 45 bis 79 Jahren einen Vitamin-D-Serumspiegel unter 75 nmol/L aufweisen. [3]
Eine aktuelle Studie untersuchte über einen Zeitraum von 12 Monaten die Vitamin-D-Spiegel älterer Personen (mittleres Alter: 73 Jahre; Altersspanne: 45-97 Jahre) mit Frakturen. [4] Im Fokus der Studie stand, ob der Aufenthalt in der Sonne ganzjährig ausreicht, um durch endogene Vitamin-D-Synthese theoretisch einen ausreichend hohen Vitamin D-Spiegel (75-100 nmol/L) zu erreichen, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Hautkrebsprävention. Zudem wurde untersucht, ob diese Zielwerte in der älteren Bevölkerung tatsächlich erreicht werden, und ob eine Vitamin D-Supplementierung ohne ärztliche Verordnung eine sichere Option zur Aufrechterhaltung des Spiegels darstellt.
Die Querschnittstudie wurde an der Universitätsmedizin Rostock durchgeführt. In die Studie eingeschlossen wurden Personen ab 45 Jahren, die auf Grund einer Fraktur hospitalisiert wurden. Die Vitamin-D-Serumspiegel (25(OH)D3) im Blut wurden einmalig bei Eintritt bestimmt und die Teilnehmenden anhand ihrer Angabe in drei Gruppen eingeteilt:
- selbstbestimmte Vitamin D Supplementation (n = 96)
- keine Supplementation (n = 449)
- ärztlich verordnete Vitamin D Supplementation (n = 68)
Insgesamt nahmen 613 Personen an der Studie teil, davon 73% Frauen.
Resultate
- Personen mit Supplementation (selbstbestimmt oder verordnet) zeigten signifikant höhere Vitamin D Spiegel als jene ohne Supplementation (p = 0.0001).
- Nach theoretischen Berechnungen sollte es für alle Altersgruppen mit Hauttyp 2 von März bis Oktober möglich sein, durch Sonnenexposition (25% der Hautoberfläche) täglich 800 IE Vitamin D zu synthetisieren, ohne einen Sonnenbrand zu erleiden. Dennoch lagen die Vitamin-D-Spiegel in der Gruppe ohne Supplementation das ganze Jahr unter 75 nmol/L (durchschnittlich 40 nmol/L).
- Bei Personen mit Supplementation wurde zwar im Jahresmittel ein Spiegel knapp über 75 nmol/L beobachtet (selbstbestimmt: 82 nmol/L; verordnet: 76 nmol/L), aber nicht in allen Monaten des Jahres.
- Eine Patientin, die ohne ärztliche Vorordnung Vitamin D einnahm, wies einen symptomlosen, kritisch hohen Vitamin-D-Spiegel von 485 nmol/L auf.
- Nicht alle Studienteilnehmer konnten eine klare Aussage über die eingenommene Vitamin D Dosis machen. Die meisten nannten eine Einnahme von 1000 IE.
Fazit
Für Personen über 45 Jahre kann eine ganzjährige Supplementation sinnvoll sein, da durch Sonnenexposition allein meist keine ausreichend hohen Spiegel erreicht werden. Die Studie unterstützt die Aussage, dass die empfohlene Tagesdosis von 800 IE beziehungsweise 1000 IE nicht ausreicht, um ganzjährig einen Vitamin-D-Serumspiegel von >75 nmol/L zu erreichen. Die Studie weist zudem auf ein geringes Risiko für eine Hypervitaminose bei selbstbestimmter Vitamin-D-Supplementation hin.
Literatur
[1] Bischoff-Ferrari HA, Shao A, Dawson-Hughes B, Hathcock J, Giovannucci E, Willett WC. Benefit-risk assessment of vitamin D supplementation. Osteoporos Int. 2010 Jul;21(7):1121-32.
[2] Pludowski P et al. Vitamin D Supplementation: A Review of the Evidence Arguing for a Daily Dose of 2000 International Units (50 µg) of Vitamin D for Adults in the General Population. Nutrients. 2024 Jan 29;16(3):391.
[3] Rabenberg M et al. Vitamin D status among adults in Germany--results from the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1). BMC Public Health. 2015 Jul 11;15:641.
[4] Falk SSI et al. Is There a Need for Vitamin D Supplements During Summer Time in Northern Germany? A Study of Hospitalised Fracture Patients. Nutrients. 2024 Nov 30;16(23):4174.